Führerhauptquartier, den 16. Mai 1944

Weisung Nr. 55 für die Kriegführung

Führerbefehl vom 16. Mai 1944 betr.

Einsatz der Fernwaffen gegen England

 

Oberkommando der Wehrmacht

Nr. 771574/44 g.K. Chefs.

WFSt/Op. (H) Ia/Geh. Kdos. Chefs.

Bezug: OKW/WFSt/Op.

Nr. 663082/43 g.Kdos. Chefs.

v. 23. 12. 43

Der Führer hat befohlen:

1. Das Fernfeuer gegen England ist Mitte Juni zu eröffnen. Den genauen Zeitpunkt befiehlt OB. West, der auch mit Hilfe des Gen.-Kdo. LXV. AK. und der Luftflotte 3 das Fernfeuer leitet.

2. Es wirken mit:

a) Fzg. 76,

b) Fzg. 76 durch Abwurf von He 111,

c) Fernkampfartillerie,

d) Kampfverbände der Luftflotte 3.

3. Durchführung:

a) Gegen Hauptziel London

Nach schlagartiger Feuereröffnung in der Nacht durch Fzg. 76, deren Geräte zusammen mit Bomben (in der Masse Brandbomben) der Kampfverbände im Ziel ankommen, und durch Feuerüberfälle der Fernkampfartillerie auf Städte im Wirkungsbereich ist zu einem ununterbrochenen nächtlichen Störungsfeuer auf London überzugehen. Bei einer Wetterlage, die feindliehe Flugtätigkeit ausschließt, wird auch unter Tags geschossen werden können. Das Störungsfeuer, durchmischt mit Feuerschlägen von wechselnder Dauer und Stärke, muß so bemessen sein, daß der Munitionsbestand immer den Anschluß an die Fertigung und die Zuführung behält. Darüber hinaus sind 600 Geräte Fzg. 76 als OKW-Sperrbestand anzusehen, die nur mit Genehmigung OKW verschossen werden dürfen.

b) Der Übergang auf andere Ziele wird zeitgerecht befohlen.

4. Die Mitwirkung der Kampfverbände der Luftwaffe ist unter Zurückstellung anderer Aufgaben wenigstens zu Beginn des Schießens vorzusehen. Der Jagd- und Flakschutz über den Feuerstellungen und Versorgungsanlagen muß bei Beginn des Feuers aufgebaut und organisiert sein. Alle Vorbereitungen müssen darauf abgestellt sein, daß die Verkehrsverbindungen zu den Feuerstellungen in stärkstem Maße durch den Gegner angegriffen und zerstört werden.

5. Für die Geheimhaltung gilt die Ziffer 7) des Befehls vom 25. 12. 43 Nr. 663082/43 g.Kdos./Chefs.

Der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht

gez.: Keitel