Führerhauptquartier, den 19.7.41

 

 

 

per Führer und Oberste Befehlshaber

der Wehrmacht

OKW/WFSt/Abt. L (I Op.)

Nr. 441230/41 gK. Chefs.

 

Geheime Kommandosache

Chef Sache

Nur durch Offizier

 

13 Ausfertigungen

2. Ausfertigung

 

Weisung Nr. 33 für die Kriegführung

Fortführung des Krieges im Osten

1.) Die zweite Schlachtenfolge im Osten hat auf der ganzen Front mit dem Durchbruch durch die Stalin-Linie und weitem Vortreiben der Panzergruppen geendet. Bei der Heeresgruppe Mitte wird die Beseitigung der zwischen den schnellen Verbänden verbliebenen starken feindlichen Kampfgruppen noch geraume Zeit in Anspruch nehmen.

Der Nordflügel der Heeresgruppe Süd ist durch die Festung Kijew und die sowjetische 5. Armee im Rücken in seiner Wirkung und Bewegungsfreiheit gehemmt.

2.) Ziel der nächsten Operationen muß es sein, weitere starke Teile des Feindes am Ausweichen in die Weite des russischen Raumes zu verhindern und sie zu vernichten.

Hierzu sind die Vorbereitungen in folgender Richtung einzuleiten :

a) Südostfront:

Das wichtigste Ziel ist, die feindliche 12. und 6. Armee durch konzentrischen Angriff noch westlich des Dnjepr zu vernichten. Den rumänischen Hauptkräften wird der Schutz dieser Operation im Süden zufallen.

Auch die feindliche 5. Armee wird am ehesten durch Zu­sammenwirken von Kräften des Südflügels der Heeresgruppe Mitte und des Nordflügels der Heeresgruppe Süd vernichtend geschlagen werden können.

Neben Eindrehen von Infanterie-Divisionen der Heeresgruppe Mitte nach Süden werden auch weitere, vor allem Schnelle Kräfte nach Erledigung ihrer jetzigen Aufgabe und Sicherung ihrer Versorgung sowie Abschirmung Richtung

Moskau in südostwärtiger Richtung anzusetzen sein, um dem auf das jenseitige Dnjepr-Ufer übergetretenen Feind das Entkommen in die Weite des russischen Raumes abzuschneiden und ihn zu vernichten.

b) Mitte der Ostfront:

Nach der Beseitigung der zahlreichen umschlossenen feindliehen Kampfgruppen und Sicherung der Versorgung wird der Heeresgruppe Mitte die Aufgabe zufallen, unter Fortsetzung des Vormarsches auf Moskau mit Infanterie-Verbänden, mit den nicht nach Südosten in den Rücken der Dnjepr-Linie angesetzten Schnellen Verbänden die Verbindungslinie Moskau-Leningrad zu durchschneiden und damit den Vorstoß der Heeresgruppe Nord auf Leningrad in der rechten Flanke zu decken.

c) Nordostfront:

Das Vorgehen in Richtung Leningrad ist erst fortzusetzen, wenn die 18. Armee den Anschluß an die Panzergruppe 4 erreicht hat und die tiefe Flanke durch die 16. Armee nach Osten zuverlässig abgedeckt ist. Dabei muß es das Bestreben der Heeresgruppe Nord sein, den noch in Estland kämpfenden sowjetischen Kräften den Rückzug auf Leningrad zu verwehren.

Baldige Wegnahme der baltischen Inseln als mögliche Stütz­punkte der sowjetischen Flotte ist erwünscht.

d) Finnische Front:

Aufgabe der finnischen, durch Masse der 163. Div. verstärk­ten Hauptkräfte bleibt es, den gegenüberstehenden Feind mit Schwerpunkt ostwärts des Ladoga-Sees anzugreifen und später im Zusammenwirken mit der Heeresgruppe Nord zu vernichten.

Die Zielsetzung der Angriffe unter Höh. Kdo. XXXVI und des Geb. Korps bleibt unverändert mit der Maßgabe, daß mit stärkerer Unterstützung durch Fliegerverbände vorerst nicht gerechnet werden kann und daher notfalls auch eine vorübergehende Verzögerung der Operationen in Kauf genommen werden muß.

3.) Für die Luftwaffe kommt es besonders darauf an, bei Freiwerden von Kräften in der Mitte der Front den Angriff der Südostfront durch Einsatz von Flieger- und Flakkräften, gegebenenfalls unter baldiger Heranführung von Verstärkungen oder entsprechender Umgruppierung, schwerpunktmäßig zu unter­stützen.

Der Angriff auf Moskau mit Kampfkräften der Luftflotte 2, vorübergehend verstärkt durch Kampfkräfte aus dem Westen, ist als »Vergeltung für die sowjetrussischen Angriffe gegen Bukarest und Helsinki« so bald als möglich zu führen.

4.) Aufgabe der Kriegsmarine bleibt es, den Seeverkehr, insbesondere für Nachschubzwecke der Landoperationen, durchzuführen, soweit es die Feindlage zur See und in der Luft gestattet. Ferner sind die eigenen Maßnahmen darauf abzustellen, bei fortschreitender Bedrohung der feindlichen Stützpunkte das Entkommen der Feindstreitkräfte in schwedische Internierungshäfen möglichst zu verhindern.

Nach Freiwerden der Streitkräfte in der Ostsee sind Schnell- und Minenräumboote - zunächst in Stärke von je einer Flottille - in das Mittelmeer zu überführen.

Zur Unterstützung der deutschen Operationen in Finnland, die durch Zuführung feindlicher Verstärkungen über See erschwert werden, sind einige Unterseeboote in das Nordmeer zu entsenden.

5.) Im Westen und im Norden müssen alle drei Wehrmachtteile auf die Abwehr möglicher englischer Angriffe gegen die Kanalinseln und die norwegische Küste bedacht sein. Die rasche Zuführung von Luftstreitkräften aus dem Westraum in alle Teile Norwegens muß vorbereitet sein.

(gez.) Adolf Hitler

 

Verteiler:

Ob. d. H. (Op. Abt.)       1. Ausf.

Ob. d.M. (Ski.)               2. Ausf.

Ob. d. L. (LwFüSt.)        3. Ausf.

AOK Norwegen             4. Ausf.

OKW:

WFSt.                   5. Ausf.

Abt. L        6.-11. Ausf.

Ausl./Abw.          12. Ausf.

Abt. Ausl.       13. Ausf.

 

 

[33a]

 

Führerhauptquartier, den 23. 7. 41

 

Der Chef des Oberkommandos

der Wehrmacht

Nr. 441254/41 gK. Chefs.

WFSt/Abt. L (I Op.)

 

Chefsache

Nur durch Offizier

 

14 Ausfertigungen

2. Ausfertigung.

 

Ergänzung zur Weisung Nr. 33

Nach einem Vortrag des Ob. d. H. hat der Führer am 22. 7. als Ergänzung und Erweiterung der Weisung 33 befohlen:

1.) Südostfront:

Der noch westlich des Dnjepr befindliche Feind muß vernichtend geschlagen und zur Auflösung gebracht werden. Sobald es die operative und Versorgungslage erlaubt, ist ostwärts des Dnjepr die Pz. Gr. 1 und 2 unter der 4. Pz. Armee zusammenzufassen, um, gefolgt von Inf. und Geb. Divisionen, nach Gewinnung des Industriegebietes von Charkow über den Don nach Kaukasien vorzustoßen.

Die Masse der Inf. Div. hat zunächst die Ukraine, Krim und das zentralrussische Gebiet bis zum Don zu besetzen, wobei die Sicherung des Gebietes zunächst südwestlich des Bug dem rumänischen Heer zu überlassen ist.

2.) Mittlere Ostfront:

Nach Bereinigung der Lage um Smolensk und in der Südflanke hat die Heeresgruppe mit den hierfür genügend starken infanteristischen Verbänden ihrer beiden Armeen den noch zwischen Smolensk und Moskau befindlichen Gegner, nach Möglichkeit unter Vortreiben des linken Flügels, zu schlagen und Moskau in Besitz zu nehmen.

Die Pz. Gr. 3 ist der H. Gr. Nord zur Sicherung ihrer rechten Flanke und zur Einkreisung des Feindes um Leningrad vorübergehend zu unterstellen.

Für die weitere Aufgabe - Vorstoß in das Gebiet bis zur Wolga - werden voraussichtlich die schnellen Verbände der Pz. Gr. 3 wieder zur Verfügung stehen.

3.) Nordostfront:

Durch die Unterstellung der Pz. Gr. 3 ist die H. Gr. in der Lage, starke infanteristische Kräfte zum Angriff in Richtung Leningrad anzusetzen und zu vermeiden, daß ihre schnellen Verbände im frontalen Abringen in schwierigem Gelände verbraucht werden.

Die noch in Estland kämpfenden feindlichen Kräfte sind zu vernichten. Dazu ist ihre Einschiffung und ihr Rückzug über die Narva in Richtung Leningrad zu verhindern.

Die Pz. Gr. 3 wird nach Erledigung ihrer Aufgabe wieder der H. Gr. Mitte zuzuführen sein.

4.) Das Oberkommando des Heeres hat sich im weiteren Verlauf darauf einzustellen, daß starke Teile der H. Gr. Nord einschl. der Pz.Gr. 4, sowie Teile der inf. Kräfte der H.Gr. Süd, sobald es die Lage erlaubt, in erster Linie in die Heimat zurückzuführen sind.

Dabei ist die Pz. Gr. 3 durch Material- und Personalabgaben der Pz.Gr. 4 wieder voll kampfkräftig zu machen, während sich Pz.Gr. 1 und 2, wenn notwendig, durch Zusammenlegung von Verbänden behelfen müssen.

5.) Für Kriegsmarine und Luftwaffe bleiben die Anordnungen nach der Weisung 33 aufrechterhalten.

Darüber hinaus hat die Kriegsmarine durch entschlossenen Einsatz der inzwischen verstärkten Streitkräfte im Nordmeer, die Luftwaffe durch die Verlegung einiger Sturzkampfgruppen in den finnischen Kampfraum nach Abschluß der Kämpfe um Smolensk, die Lage des Geb. Korps zu erleichtern. Da­durch soll auch der mögliche Anreiz für England, seinerseits in die Kämpfe an der Polarküste einzugreifen, beseitigt wer­den.

6.) Die zur Sicherung der eroberten Ostgebiete zur Verfügung stehenden Truppen reichen bei der Weite dieser Räume nur dann aus, wenn alle Widerstände nicht durch die juristische Bestrafung der Schuldigen geahndet werden, sondern wenn die Besatzungsmacht denjenigen Schrecken verbreitet, der allein geeignet ist, der Bevölkerung jede Lust zur Widersetzlichkeit zu nehmen.

Die entsprechenden Befehlshaber sind mit den ihnen zur Verfügung stehenden Truppen verantwortlich zu machen für die Ruhe in ihren Gebieten. Nicht in der Anforderung weiterer Sicherungskräfte, sondern in der Anwendung entsprechender drakonischer Maßnahmen müssen die Befehlshaber das Mittel finden, um ihre Sicherungsräume in Ordnung zu halten.

 

(gez.) Keitel

 

Verteiler:

Ob. d. H. (Op. Abt.)      1. Ausf.

Ob. d. M. (Ski.)             2. Ausf.

Ob. d. L. (LwFüSt.)       3. Ausf.

AOK Norwegen            4. Ausf.

OKW:

WFSt:                  5. Ausf.

Abt.L        6.-11. Ausf.

WNV            12. Ausf.

Ausl./Abw.         13. Ausf.

Abt. Ausl.      14. Ausf.