Hauptquartier, den 24. 5. 40

 

Der Führer und Oberste Befehlshaber

der Wehrmacht

OKW/Abt. L Nr. 33 028/40

g. K. Chefs.

 

Geheime Kommandosache

Chef Sache     

Nur durch Offizier       

 

7 Ausfertigungen

3. Ausfertigung

Weisung Nr. 13 für die Kriegführung

 

1.) Nächstes Ziel der Operationen ist die Vernichtung der im Artois und in Flandern eingeschlossenen franz.-engl.-belg. Kräfte durch konzentrischen Angriff unseres Nordflügels sowie die rasche Besitznahme und Sicherung der dortigen Kanalküste Aufgabe der Luftwaffe ist es hierbei, jeden Feindwiderstand der eingeschlossenen Teile zu brechen, das Entkommen englischer Kräfte über den Kanal zu verhindern und die Südflanke
der Heeresgruppe A zu sichern.          

Der Kampf gegen die feindliche Luftwaffe ist bei jeder günstigen Gelegenheit fortzusetzen. 

2.) Die dann zur Vernichtung der in Frankreich stehenden Feindkräfte möglichst schnell anschließende Operation des Heeres ist in 3 Abschnitten vorzubereiten:

1. Abschnitt: Vorstoß zwischen dem Meer und der Oise bis zur unteren Seine abwärts Paris mit dem Zweck, die spätere Hauptoperation mit schwachen Kräften in der rechten Flanke zu begleiten und zu sichern. 

Falls es die Lage und die verfügbaren Reserven zulassen, ist anzustreben, schon vor dem Abschluß der Kämpfe im Artois und in Flandern das Gelände zwischen Somme und Oise durch konzentrischen Angriff in Richtung Montdidier in Besitz zu nehmen und dadurch den späteren Vorstoß an die untere Seine vorzubereiten und zu erleichtern.

2. Abschnitt: Angriff mit der Masse des Heeres, dabei starke Panzerkräfte, in südostwärtiger Richtung beiderseits Reims vorbei mit dem Ziel, die Masse des französischen Heeres in dem Dreieck Paris Metz Beifort zu schlagen und die Maginotlinie zum Einsturz zu bringen.

3. Abschnitt:

Zeitgerechte Ergänzung dieser Hauptoperation durch eine Nebenoperation, die die Maginotlinie an ihrer schwächsten Stelle zwischen St. Avold und Saargemünd mit schwächeren Kräften in Richtung auf Nancy Luneville durchstößt.

Daneben kann der Entwicklung der Lage entsprechend ein Angriff über den Oberrhein vorgesehen werden mit der Maßgabe, daß hierfür nicht mehr als 810 Divisionen einzusetzen sind.

3.) Aufgabe der Luftwaffe.

a) Unabhängig von den Operationen in Frankreich wird der Luftwaffe sobald ausreichende Kräfte zur Verfügung stehen die Kampfführung gegen das englische Mutterland in vollem Umfang freigegeben. Sie ist mit einem vernichtenden Vergeltungsangriff für die englischen Angriffe gegen das Ruhrgebiet einzuleiten.

Angriffsziele bestimmt der Ob. d. L. nach den in der Weisung Nr. 9 gegebenen Richtlinien und den hierzu von OKW noch zu erlassenden Ergänzungen. Zeitpunkt und beabsichtigte Kampfführung sind mir zu melden.

Der Kampf gegen das englische Mutterland ist auch nach Beginn der Heeresoperationen weiterzuführen.

b) Mit Beginn der Hauptoperationen des Heeres in Richtung Reims ist es Aufgabe der Luftwaffe, neben der Erhaltung der Luftüberlegenheit den Angriff unmittelbar zu unterstützen, neu auftretende Feindgruppen zu zerschlagen, Kräfteverschiebungen zu verhindern und insbesondere die Westflanke der Angriffsfront zu sichern.

Soweit erforderlich, ist auch beim Durchbruch durch die Maginotlinie mitzuwirken.

c) Ferner ist durch den Ob. d. L. zu prüfen, durch welche Maßnahmen die Luftverteidigung der zur Zeit vom Gegner mit Schwerpunkt angegriffenen Räume durch Einsatz weiterer Kräfte aus bisher weniger bedrohten Gebieten verstärkt werdetn kann.

Soweit hierdurch Belange der Kriegsmarine berührt werden, ist der Ob. d. M. zu beteiligen.

4.) Aufgaben der Kriegsmarine.

Der Kriegsmarine wird unter Aufhebung der bisher einschränkenden Bestimmungen in den Gewässern um England und vor der französischen Küste der volle Waffeneinsatz freigegeben.

Der Ob. d. M. legt einen Vorschlag für die Begrenzung der Seegebiete, in denen die für die Belagerung freigegebenen Kampfmaßnahmen Anwendung finden, vor.

Ich behalte mir die Entscheidung vor, ob und in welcher Form eine Veröffentlichung der Belagerung erfolgen soll.

5.) Die Herren Oberbefehlshaber bitte ich, mir ihre Absichten auf Grund dieser Weisung vorzutragen oder vorzulegen.

(gez.) Adolf Hitler

 

Verteiler:

 

Ob. d. H.        1. Ausfertigung

Ob. d. L.         2.          „

Ob. d. M.        3.          „

OKW

ChefWFA       4.          „

Abt.L          5.-7.          „

 

[13 a]

 

Führerhauptquartier, 5. 6. 40

 

Der Führer und Oberste Befehlshaber

der Wehrmacht

Nr. 33069/40

g. Kdos. Chefs.

 

Geheime Kommandosache

Chef Sache                  

Nur durch Offizier         

 

7 Ausfertigungen

5. Ausfertigung

 

(Gruppe XXI durch Fernschreiben voraus)

1. Zur endgültigen Bereinigung der Lage bei Narvik sind neben den schon eingeleiteten Maßnahmen alle Vorbereitungen zu treffen, um die Gruppe Dietl auch von Norden her zu entsetzen.

Hierzu ist vorzusehen, daß starke Kräfte des Heeres in dem z. Zt. feindfreien Lyngenf jord ostwärts Tromsö landen und, im Zuge der von dort nach Südwesten führenden Kunststraße in den Rücken des Feindes vor Gruppe Windisch vorstoßend, den Raum um Narvik gewinnen und besetzen.

Gleichzeitig wird die Luftwaffe einen Flugstützpunkt in Gegend Bardufoss in Besitz nehmen, um von dort aus das Vorgehen des Heeres zu unterstützen.

Aufgabe der Kriegsmarine ist es, neben dem Antransport der Kräfte ihre Versorgung laufend zu sichern.

2.    Die erforderlichen Erkundungen und Vorbereitungen sind sofort in Angriff zu nehmen und mit größter Beschleunigung durchzuführen.

3.    Für Erkundung und Vorbereitung gelten folgende Richtlinien:

a) Ansatz und Leitung der Erkundung für die Landung im Lyngenf jord werden einheitlich der Gruppe XXI übertragen. Die Oberkommandos der Wehrmachtteile erteilen der Gruppe XXI hierzu unmittelbar die erforderlichen näheren Anweisun­gen. Die Erkundungen haben sich in erster Linie zu erstrecken auf Lande und Auslademöglichkeit im Lyngenfjord

Schutz der Landung

Eignung und Zustand der Straße

Lyngenfjord-Bardufoss-Narvik.

R.d.L. und Ob.d.L. führt die Erkundung zur Inbesitznahme und Benutzung des Flugplatzes Bardufoss durch und teilt das Ergebnis der Gruppe XXI mit.

b) OKH stellt 2 für Gebirgsverwendung geeignete gemischte Verbände in Stärke von etwa je 3000 Mann einschließlich Versorgung für 4 Wochen bereit. Jedem Verband sind 46 Panzer IV, tschechische Panzerkampfwagen 35/38 (t) oder Sturmgeschütze zuzuteilen (je nach Ladefähigkeit der Transportschiffe).

Die Unterlagen über Gliederung, Ausrüstung und Raumbedarf für diese Verbände sind von OKH dem OKM be­schleunigt zur Verfügung zu stellen.

Von der Kriegsmarine sind die Dampfer »Bremen« und »Europa« für den Transport klarzumachen. Auf schnelle Entlademöglichkeit ist besonders zu achten.

Die erforderlichen Vorbereitungen der Luftwaffe regelt Ob.d.L.

4. Die voraussichtlich erforderliche Zeitdauer der Vorbereitungen und die Absichten für die Durchführung der Operation sind mir von den Oberkommandos der Wehrmachtteile über OKW zu melden. Gruppe XXI meldet Ergebnis der Erkundungen und Absichten für den Einsatz der Kräfte nach beendeter Landung.

Alle Maßnahmen sind derart zu treffen, daß die Durchführung nach meiner Entscheidung kurzfristig erfolgen kann. Auf sorgfältigste Tarnung der Vorbereitungen weise ich besonders hin.

5.   Die Regelung der Befehlsverhältnisse bei der Durchführung der Operation ist in derselben Form wie bei der Besetzung Norwegens beabsichtigt.

6.   Grundlage der gesamten Operation ist es, daß sich die Gruppe Dietl bis zu ihrer Auswirkung behaupten kann. Sie wird bis dahin auf sich allein gestellt sein, da auch die von Süden über Land vordringende Verstärkung kaum vorher eintreffen kann.

Es bleibt daher eine wichtige Aufgabe der Luftwaffe, bei jeder erträglichen Wetterlage der Gruppe Dietl Verstärkung an personal und Material auf dem Luftwege zuzuführen.

(gez.) Adolf Hitler