Proklamation zur Eröffnung des Reichsparteitages

(von Gauleiter Adolf Wagner verlesen, Auszug)


6. September 1938

 

Parteigenossen und Parteigenossinnen! Nationalsozialisten!

 

Tiefer bewegt als jemals zuvor zogen wir dieses Mal nach Nürnberg. Schon seit Jahren sind die Reichsparteitage nicht nur zu einem Fest der Freude, des Stolzes, sondern auch der inneren Besinnung geworden. Die alten Kampfer kommen hierher in der freudigen Hoffnung, so viele der alten Bekannten aus der langen Zeit des Ringens um die Macht wiedersehen zu können. Und so begrüßen sich denn auch in dieser Stadt immer wieder die Kampfgenossen der größten deutschen Revolution. In diesem Jahre nun ist zum erstenmal der Kreis unendlich weiter gezogen. Das nationalsozialistische Reich hat neue deutsche Volksgenossen in sich aufgenommen. Viele von ihnen befinden sich in dieser feierlichen Stunde zum erstenmal in unserer Mitte. Viele andere ergeben sich im ungeheuren Strome der flutenden Bewegung dem Zauber dieser unvergleichlichen Stadt und ihrer erhebenden Stunden. Andere werden als Mitglieder der Kampforganisationen zum erstenmal inmitten ihrer Brüder aus dem ganzen Deutschen Reich marschieren und im tiefsten Innern das Gelöbnis erneuern: niemals mehr von dieser größten Gemeinschaft zu lassen.

 

Die deutsche Führung ist wieder anders geworden. In einem rücksichtslosen Ausleseprozeß hat sie der Nationalsozialismus aufgebaut. Soweit diese aber noch aus den Jahrendes Kampfes stammt, stellt sie einen Höchstwert dar, der durch keine äußere odermaterielle Mahr politischer oder militärischer Art ersetzt werden kann. Und diese Führung ist die Trägerin der deutschen Erhebung geworden. Das Wunder, das sich zwischen 1805 und 1813 vollzog, war kein anderes. Die preußischen Männer und Frauen im Zeitalter der Völkerschlacht von Leipzig waren die gleichen Preußen wie in den Tagen von Jena und Auerstedt. Allein an die Stelle einer schwachen Staats- und Heeresführung war auch damals in wenigen Jahren eine heldische getreten, und ihre Namen, die Namen der vom Stein und Blücher, der Scharnhorst und Gneisenau, der Yorck und der Clausewitz und tausend und tausend andere, sie erklären uns allein das Wunder von der großen Erhebung Preußens. Man darf dereinst das Wunder der deutschen Erhebung auch in nichts anderem sehen. Die gestaltende Trägerin dieser Erhebung ist die nationalsozialistische Partei. Sie hat jene gewaltige Arbeit vollbracht, die getan werden mußte, wenn Deutschland die Kraft zur Wiederaufnahme seiner Weltstellung gewinnen sollte.

 

Sie mußte die andere Parteienwelt zerbrechen und ausrotten, sie mußte einen unerbittlichen Kampf der Welt der Klassen- und Standesvorurteile ansagen, sie mußte dafür sorgen, daß ohne Rücksicht auf Geburt und Herkunft der willensstarke und fähige Deutsche den Weg nach oben finden konnte. Sie mußte Deutschland säubern von all den Parasiten, für die die Not des Vaterlandes und Volkes zur Quelle wurde. Sie mußte die ewigen Werte des Blutes und der Erde erkennen und ihre Beachtung zu den beherrschenden Gesetzen unseres Lebens erheben. Sie mußte den Kampf beginnen gegen den größten Feind, der unser Volk zu vernichten drohte: den internationalen jüdischen Weltfeind!

 

Vor wenigen Wochen schrieb nun eine englische Zeitung, ich hätte den brennenden Wunsch, einen Pakt mit einigen Staaten auf verschiedenen Gebieten abzuschließen, weil es mir sonst nicht möglich sein würde, vor den diesjährigen Reichsparteitag hintreten zu dürfen. Ich hatte und habe nun diese Absicht nicht. Ich trete vor Sie hin, meine alten Parteigenossen, nicht mit einem Pakt, sondern mit den sieben neuen deutschen Gauen meiner eigenen Heimat. Es ist Großdeutschland, das in diesen Tagen zum erstenmal in Nürnberg in Erscheinung tritt. Wenn die Insignien des alten Reiches nunmehr in diese alte deutsche Stadt zurückgekehrt sind, dann wurden sie hierher getragen und begleitet von sechseinhalb Millionen Deutschen, die sich heute im Geiste mit allen anderen Frauen und Männern unseres Volkes hier vereinen. Sie alle umfängt in diesen Tagen stärker denn je das glückliche Bewußtsein, einer großen unlösbaren Gemeinschaft anzugehören.

 

Was in ihr der einzelne trägt, tragen alle. Was aber alle tragen müssen, wird dadurch jedem einzelnen leichter zu tragen sein.

 

Schon am Ende des nächsten Jahres wird die Krise der Arbeitslosigkeit auch in der Ostmark des Reiches vollständig überwunden sein. Augenblicklich leiden wir überhaupt nur unter zwei wirklichen Wirtschaftssorgen:

 

a) der Sorge um Arbeitskräfte und insbesondere um gelernte für die Industrie und

 

b) der Sorge um Arbeitskräfte auf dem Lande.

 

Wenn man in anderen Staaten darin nun das ersehnte Zeichen einer damit eben doch noch vorhandenen wirtschaftlichen Schwäche des Dritten Reiches erblicken will, so können wir gerne bei uns diese Schwäche des Fehlens von Arbeitskräften ertragen und den Demokratien die Stärke der Arbeitslosigkeit überlassen.

 

Wenn ich im Mangel an Arbeitskräften die einzige Wirtschaftsschwierigkeit in Deutschland sehe, dann verdanken wir dies zwei Tatsachen:

 

1. Es ist uns durch die Gnade des Herrgotts in diesem Jahr endlich eine überreiche Ernte gegeben worden. Durch die energischen Maßnahmen unseres Parteigenossen Göring wurde es ermöglicht, trotz der Mißernten in den vergangenen Jahren dennoch mit einer großen Reserve in das neue Jahr zu treten. Mit diesen Vorräten und durch den reichen Segen der heurigen Ernte werden wir auf Jahre jeder Nahrungssorge enthoben sein. Trotzdem wollen wir sparsam bleiben. Es ist unser Wille, eine Reserve von Brotgetreide anzusammeln, die uns unter allen Umständen vor jeder Not bewahrt.

 

2. Der Vierjahresplan beginnt allmählich in seinen Auswirkungen immer mehr in Erscheinung zu treten. Was ich einst annahm, ist eingetroffen: Nachdem der deutschen Wirtschaft und vor allem den deutschen Erfindern die notwendigen nationalwirtschaftlichen Ziele aufgezeichnet worden sind, haben es die Fähigkeit und Genialität unserer Chemiker, Physiker, Maschinenbauer und Techniker, unserer Betriebsführer und Organisatoren fertiggebracht, ungeahnte, ja, ich darf es aussprechen, staunenswerte Erfolge zu erzielen.

 

Im gesamten wird die deutsche Volkswirtschaft so aufgebaut, daß sie jederzeit auch gänzlich unabhängig von anderen Ländern auf eigenen Füßen stehen kann. Und dies ist gelungen. Den Gedanken an eine Blockade Deutschlands kann man schon jetzt als eine gänzlich unwirksame Waffe begraben. Der nationalsozialistische Staat hat mit der ihm eigenen Energie die Konsequenz aus den Erfahrungen des Weltkrieges gezogen. Und nach wie vor werden wir an dem Grundsatz festhalten, daß wir uns selbst lieber auf dem einen oder anderen Gebiet, wenn es notwendig sein sollte, einschränken wollen, als uns in eine Abhängigkeit vom Ausland zu begeben. Vor allem wird an die Spitze unseres wirtschaftlichen Handelns immer der Entschluß treten: Die Sicherheit der Nation geht allem anderen voran. Ihr wirtschaftliches Dasein ist deshalb auch auf unserer eigenen Lebensbasis und unserem eigenen Lebensraum materiell in vollem Umfange sicherzustellen.

 

Denn nur dann wird auch die deutsche Wehrmacht jederzeit in der Lage sein, die Freiheit und die Interessen des Reiches unter ihren starken Schutz zu nehmen. Und dann wird Deutschland auch als Freund und Bundesgenosse für jeden von höchstem Werte sein.

 

Wenn ich dies aus Anlaß des zehnten Reichsparteitages ausspreche, dann tue ich es indem zufriedenen Bewußtsein, daß auch politisch genau so wie wirtschaftlich die Zeit der Isolierung Deutschlands beendet ist. Das Reich hat große und starke Weltmächte als Freunde erhalten.

 

Meine Parteigenossen und Parteigenossinnen!

 

Drohender denn je erhebt sich über dieser Welt die bolschewistische Gefahr der Völkerzerstörung. Tausendfach sehen wir das Wirken des jüdischen Erregers dieser Weltpest.

 

Ich darf es hier, glaube ich, in meinem und in Ihrer aller Namen bekunden, wie tief innerlich glücklich wir sind angesichts der Tatsache, daß eine weitere große europäische Weltmacht aus eigenen Erfahrungen, aus eigenem Entschluß und auf eigenen Wegen die gleiche Auffassung vertritt und mit bewunderungswürdiger Entschlossenheit die weitgehendsten Konsequenzen gezogen hat.

 

Den höchsten Dank aber wollen wir selbst dem Allmächtigen sagen für das Gelingen der Vereinigung der alten Ostmark mit dem neuen Reich.

 

Er hat es gestattet, der deutschen Nation dadurch ein Glück, dem neuen Reich aber einen großen Erfolg zu schenken, ohne daß es notwendig war, das Blut und Leben unserer Volksgenossen einzusetzen. Mögen die Deutschen nie vergessen, daß dies ohne die im Nationalsozialismus geeinte Kraft der ganzen Nation nicht möglich gewesen wäre. Denn als am Morgen des 12. März die Fahne des neuen Reiches über die Grenze hinausgetragen wurde, war sie nicht mehr wie früher das Zeichen eines Eroberers, sondern das Symbol einer schon längst alle Deutschen umschließenden Einheit.

 

Die Kriegsflagge, die unsere Wehrmacht damals in die neuen Gaue trug, war im schweren Kampf zum Glaubenszeichen des Sieges für unsere Brüder geworden. So hat dieses Mal zuerst eine Idee ein Volk erobert und geeint! Für uns und für die alle nach uns Kommenden wird das Reich der Deutschen nunmehr aber stets nur noch Großdeutschland sein!