Brief an Staatssekretär Otto Meißner
30. November 1932
Sehr verehrter Herr Staatssekretär!
Soeben übermittelt mir Herr Reichstagspräsident Göring Ihre Einladung morgen beim Herrn Reichspräsidenten abermals in einer Aussprache zur politischen Lage und zu den zu treffenden Maßnahmen Stellung zu nehmen. Da ich mündlich und schriftlich meine diesbetreffenden Auffassungen gegenüber dem Herrn Reichspräsidenten und der Öffentlichkeit bereits eingehendst dargelegt habe und mich darüberhinaus eine Woche lang in Berlin zu jeder Erläuterung zur Verfügung hielt, weiß ich nach gewissenhaftester Prüfung zu meinen damaligen Ausführungen nichts Ergänzendes noch vorzutragen, um so mehr als sich eine wesentliche Änderung der politischen Situation nicht ergeben hat.
Im übrigen habe ich ja den positiven Vorschlag, der meiner innersten Überzeugung entsprechend, allein zu einer dauernden Behebung der Krise führen kann, dem Herrn Reichspräsidenten bereits ehrfurchtsvoll unterbreitet. Wie Sie, Herr Staatssekretär mir mitteilen lassen, soll dieser Vorschlag nicht Grundlage der Besprechung sein. Ich glaube es daher auch vor der öffentlichen Meinung nicht mehr verantworten zu können, bei ihr durch neuerliche Besprechungen Hoffnungen zu erwecken, deren Nichterfüllung nur eine schwere Enttäuschung sein müßte. Da ich mich zu alledem mitten im thüringischen Wahlkampf befinde, erscheint mir auch aus diesem Grunde ein somit nur informatorischen Zwecken dienender Besuch schwer möglich, und ich bitte daher den hochverehrten Herrn Reichspräsidenten ehrerbietigst, in diesem Augenblick von einer Einladung meiner Person gütigst absehen zu wollen.
Ich darf Sie, verehrter Herr Staatssekretär, weiter bitten, dem Herrn Reichspräsidenten erneut meine tiefste Ergebenheit zu versichern.
Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung Ihr Adolf Hitler |