Brief an Reichswehrminister General Kurt von Schleicher, Otto Meißner und Erwin Planck (Staatssekretäre)
Das Telegramm von Erwin Planck an Adolf Hitler vom 14. August 1932
Euer Hochwohlgeboren!
Von der Absicht getragen, in absolut loyaler Weise vorzugehen, gestatte ich mir, in der Anlage das Protokoll der heutigen Unterredung in der Reichskanzlei zu überreichen, das ich gemeinsam mit Dr. Frick und Stabschef Röhm unmittelbar nach der Besprechung niedergelegt habe.
Das heute abend veröffentlichte amtliche Kommunique weicht in wichtigsten Punkten so wesentlich von dem tatsächlichen Hergang ab, daß ich nicht zugeben kann, daß die Öffentlichkeit einseitig und unrichtig unterrichtet wird.
Ich bitte daher zu veranlassen, daß das amtliche Kommunique alsbald richtiggestellt oder zurückgezogen wird, widrigenfalls ich mich veranlaßt sähe, das beigefügte Protokoll am Montag, den 15. d. M. zu veröffentlichen.
Mit der Versicherung ausgezeichneter Hochachtung ergebenst Adolf Hitler
Telegramm von Staatssekretär Erwin Planck an Adolf Hitler
Staatssekretär Planck an Adolf Hitler, z. Z. in Berchtesgaden. 14. August 1932
Sehr geehrter Herr Hitler!
Auf Ihr Schreiben vom 13. August d. Js., für das ich ergebenst danke, darf ich im Auftrage des Herrn Reichskanzlers folgendes erwidern:
Auch nach Durchsicht der von Ihnen übersandten Aufzeichnung über die Besprechung beim Herrn Reichspräsidenten vom 13. August d. Js. sieht der Herr Reichskanzler keinen Anlaß, das amtliche Communiqué über diese Besprechung zurückzuziehen oder abzuändern. Der Herr Reichskanzler ist allerdings der Meinung, daß das von Ihnen übersandte Protokoll eine Anzahl wichtiger Punkte nicht enthält, wie zum Beispiel seine eigenen Ausführungen. Er würde aber gegen eine Veröffentlichung des Teiles, der das Gespräch mit dem Herrn Reichspräsidenten behandelt, keine Bedenken haben, müßte sich dann allerdings weitere Richtigstellung vorbehalten.
Dagegen bittet der Herr Reichskanzler, doch von einer Veröffentlichung des zweiten Teiles dieses Protokolls, der sich mit der kurzen Aussprache im Flur der Reichskanzlei befaßt, absehen zu wollen. Eine Veröffentlichung derartiger mehr persönlicher Gespräche ist bisher nicht üblich gewesen und würde unter Umständen zu einer Verschärfung der Gegensätze führen, die dem Herrn Reichskanzler, ebenso wie Ihnen, durchaus unerwünscht wäre. Gerade in der Aufzeichnung über dieses letztere Gespräch sind nach der Erinnerung des Herrn Reichskanzlers ganz wesentliche Lücken, die dann durch Veröffentlichungen seinerseits wieder ergänzt werden müßten. Ebenso liegt es mit dem eingehenden in der Reichskanzlei geführten Gespräch, von dem der Herr Reichskanzler selbstverständlich von sich aus keinerlei Mitteilung an die Öffentlichkeit gehen lassen würde.
Darf ich, sehr geehrter Herr Hitler, eine persönliche Bemerkung anschließen. Ich entnehme Ihrem Protokoll, daß Sie an meiner, im Auftrage des Herrn Reichskanzlers an Sie und Herrn Staatsminister Dr. Frick telephonisch gerichteten Bitte, doch noch beim Herrn Reichspräsidenten zu erscheinen, Anstoß genommen haben. Es liegt mir daran, die Zweifel darüber zu entfernen, ob etwa der Herr Reichskanzler oder ich Sie mit dieser Bitte unaufrichtig behandelt hätten. Der Herr Reichskanzler hatte bei der ungeheuren Tragweite der bevorstehenden Entscheidung den dringenden Wunsch, diese dem allein verantwortlichen Herrn Reichspräsidenten zu überlassen und noch einmal alle Möglichkeiten seiner Willensbildung vorzubehalten. Auch für mich persönlich möchte ich bemerken, daß ich bis zum letzten Augenblick die heiße Hoffnung nicht aufgegeben hatte, daß in einer Rücksprache zwischen dem Herrn Reichspräsidenten und Ihnen doch noch die Möglichkeit einer Zusammenarbeit sich ergeben könnte, die ich mit aufrichtigem Bemühen herbeizuführen bestrebt war, seit ich mein jetziges Amt inne habe.
Abschrift meines Briefes habe ich Herrn Staatsminister Dr. Frick und Herrn Stabschef Röhm übersandt.
Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung bin ich, sehr geehrter Herr Hitler,
Ihr sehr ergebener Planck
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