Führerhauptquartier, den 21. 7. 1942

 

Der Führer

OKW/WFSt/Op. Nr. 551275/42

g. Kdos. Chefs.

 

Geheime Kommandosache

Chefsache!                       

Nur durch Offizier!          

 

8 Ausfertigungen

3. Ausfertigung

 

Weisung Nr. 44 für die Kriegführung

 

Betr.: Kampfführung in Nordfinnland.

1.) Die unerwartet schnell und günstig verlaufenen Operationen gegen die Armeen Timoschenkos berechtigen zu der Hoffnung, daß es in kurzer Zeit gelingen wird, Sowjetrußland von der Verbindung mit dem Kaukasus, damit von seiner hauptsächlichen Ölversorgung und einem wesentlichen Zufuhrweg für englische und amerikanische Materiallieferungen abzuschneiden.

Hiermit und mit dem Verlust der gesamten Donezindustrie wird der Sowjetunion ein Schlag zugefügt, der in seinen Auswirkungen unabsehbar ist.

2.) Es kommt nunmehr darauf an, auch die nördliche Versor­gungslinie abzuschneiden, die Sowjetrußland mit den angelsächsischen Mächten verbindet. Dies ist in erster Linie die Murmanbahn, auf der die Materiallieferungen aus Amerika und England in der überwiegenden Menge in den Wintermonaten zugeführt worden sind. Die Bedeutung dieser Versorgungslinie wird sich erneut steigern, wenn Jahreszeit und Witterung einen erfolgreichen Einsatz gegen die Geleitzüge im Norden ausschließen.

3.) Hierzu bereitet Geb. AOK 20, entsprechend seinem Vorschlag, im Einvernehmen mit Luftflotte 5 für den Herbst dieses Jahres einen Angriff zur Gewinnung der Murmanbahn bei Kandalakscha vor.

Dabei kann damit gerechnet werden, daß

a) spätestens im September Leningrad genommen wird und hierdurch finnische Kräfte freigemacht werden,

b) bis Ende September die 5. Geb. Div. nach Finnland zugeführt sein wird.

Das Unternehmen erhält den Decknamen »Lachsfang«. Angriffstag »L-Tag«.

4.) Es ist wünschenswert, mit dem Angriff des Geb. AOK 20 ein Vorgehen der Finnen gegen Belomorsk zu verbinden.

Verbindungsstab Nord klärt die Absichten der finnischen Wehrmachtführung für diesen Angriff im Einvernehmen mit Geb. AOK 20.

5.) Die wichtigste Aufgabe des Geb. AOK 20 bleibt der unbedingte Schutz der finnischen Nickelerzeugung.                 

Es muß erneut und mit allem Ernst darauf hingewiesen werden, daß der Ausfall der Nickellieferungen Finnlands an Deutschland dieses jeder Möglichkeit berauben könnte, hochwertige Stähle, in erster Linie für die Flugzeug- und U-boot-Motorenfertigung, herzustellen. Das kann zu entscheidenden Folgen für den Ausgang des Krieges führen.                    

Geb. AOK 20 muß demnach jederzeit in der Lage sein, dem Geb. Korps Norwegen die für die Erfüllung seiner Aufgabe erforderlichen Reserven zuzuführen.                                

Ebenso muß die Luftwaffe (Luftflotte 5) im Fall eines Angriffs auf die Nickelerzeugung, unter Zurückstellung aller anderen Aufgaben, den Schwerpunkt auf die Unterstützung der Abwehr legen.

6.) Das Unternehmen »Wiesengrund« unterbleibt in diesem Jahre. Die Vorbereitungen sind jedoch so weiter zu treffen und zu verstärken, daß im Frühjahr 1943 die Durchführung mit beschränkter Anlaufzeit (etwa 8 Wochen) möglich ist.       

Besonderer Wert ist auf Ausbau und Verstärkung der Luftund Versorgungsbasis zu legen, da diese die Grundlage sowohl für die Durchführung von »Wiesengrund« wie auch für die Abwehr eines feindlichen Großangriffs im Nordraum ist.

7.) Geb. AOK 20 und Ob d L melden baldmöglichst ihre Absichten.                                                                     

Verbindungsstab Nord berichtet über die Absichten der Finnen für den Angriff auf Belomorsk.                             

(gez.) Adolf Hitler

 

Verteiler:

Geb. AOK 20        1. Ausf.

Ob d L/LwFüSt      2.    "

Ob d M/Skl            3. Ausf.

Gen St d H             4.    "

Verb. Stab Nord    5.    "

OKW/WFSt.     6.-8.    "