Presseerklärung zum Völkerbundaustritt Italiens

(Auszug)

 

12. Dezember 1937

 

Der Völkerbund erhält damit die verdiente Quittung auf seine politischen Leistungen. Er hat sich in keiner Periode seines Bestehens als fähig erwiesen, zur Behandlung der jeweils aktuellen Probleme der Weltpolitik einen nützlichen Beitrag zu leisten. Im Gegenteil, er hat auf die gesamte politische Entwicklung der Nachkriegszeit stets nur einen schädlichen, ja sogar einen gefährlichen Einfluß ausgeübt. –

 

Das völlige Versagen des Völkerbundes ist heute eine Tatsache, die keines Beweises und keiner Erörterung mehr bedarf. Die Hoffnungen, die vor allem manche kleinere Staaten in den Völkerbund gesetzt haben sind immer mehr dahingeschwunden vor der Einsicht, daß die Genfer Politik der kollektiven Sicherheit in Wahrheit zu einer kollektiven Unsicherheit geführt hat. Nur aus Moskau kann man heute noch ein uneingeschränktes Bekenntnis zu den Genfer Idealen hören.

 

Wenn sonst hier und da noch versucht wird, das Scheitern der Institution auf ihre mangelnde Universalität zurückzuführen, so ist das ganz offensichtlich eine Verwechslung von Ursache und Wirkung. Die Gründe, die zuerst Japan, dann Deutschland und nun auch Italien gezwungen haben, den Völkerbund zu verlassen, beweisen zur Evidenz, wo die radikalen Fehler seiner Konstruktion und der ihn beherrschenden politischen Tendenzen liegen.

 

Ob die in Genf verbleibenden Großmächte auch jetzt noch den Willen haben werden, den Völkerbund als ernsthaften Faktor in ihre Politik einzustellen, ist ihre Sache. Sie haben aber nicht mehr das Recht, den Völkerbund als berufenen Repräsentanten der Staatenwelt und als höchstes Organ der internationalen Zusammenarbeit hinzustellen.

 

Die Reichsregierung wird sich jedenfalls, in voller Übereinstimmung mit der italienischen Regierung, durch nichts in der Überzeugung beirren lassen, daß das politische System von Genf nicht nur verfehlt, sondern verderblich ist. Eine Rückkehr Deutschlands in den Völkerbund wird deshalb niemals mehr in Betracht kommen.