Presseerklärung zu den Vorgängen um den Tod des österreichischen

Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß

 

26. Juli 1934

 

Noch in der gestrigen Nacht wurden von der Reichsregierung Untersuchungen angestellt, ob sich irgendeine deutsche Stelle im Zusammenhang mit den österreichischen Vorgängen eine direkte oder indirekte Beteiligung hat zuschulden kommen lassen.

 

Die im Laufe des heutigen Tages abgeschlossene eingehende Prüfung und Vernehmung ergab, daß keine deutsche Stelle in irgendwelchem Zusammenhang mit den Ereignissen steht, sowie daß alle nach Bekanntwerden der Vorgänge erlassenen Anweisungen sofort und restlos durchgeführt werden.

 

Insbesondere erfolgte, um jedes unerwünschte Überschreiten der Grenze zu verhindern, eine durchgehende Absperrung sämtlicher Straßen nach Österreich, während andererseits den Insassen der Anhaltelager der österreichischen Flüchtlinge und Emigranten jedes Verlassen der Unterkünfte untersagt wurde. Es ist daher weder vorher noch nachher eine Grenzüberschreitung von auch nur einer Person vorgekommen, die in Verbindung mit diesen Ereignissen gebracht werden könnte.

 

Bei schärfster Überprüfung gelang es, nur einen einzigen Fall festzustellen, bei dem durch eine nicht gründlich genug erscheinende Kontrolle von Meldungen, die aus Österreich kamen und verbreitet wurden, ein vielleicht gegenteiliger Eindruck hätte erweckt werden können. Der für die über den Münchener Sender gegangenen Meldungen verantwortliche Landesinspekteur Habicht wurde daraufhin heute vormittag 10 Uhr seines Postens als Landesinspekteur enthoben und zur Disposition gestellt.